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Liquidität

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Das Original: Gabler Banklexikon

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    1. Charakterisierung: Begriff, der sich sowohl auf die Zahlungsfähigkeit von Wirtschaftssubjekten (subjektbezogener Liquiditätsbegriff) als auch auf die Geldnähe von Sach- und Finanzaktiva (Vermögensliquidität; objektbezogener Liquiditätsbegriff) bezieht. Liquidität i.S. der Zahlungsfähigkeit ist die Fähigkeit eines Wirtschaftssubjektes, allen Zahlungsverpflichtungen vereinbarungsgemäß und insbes. fristgerecht nachkommen zu können. Bezogen auf die Vermögensliquidität kann zwischen der Selbstliquidationsliquidität (Self Liquidating Liquidity) und der Liquidierbarkeit (Shiftability) unterschieden werden. Die Selbstliquidationsliquidität ergibt sich aus der Dauer der Wiedergeldwerdung von Vermögensgegenständen (z.B. Fälligkeit einer Bundesanleihe). Die Liquidierbarkeit bezieht sich auf die Möglichkeit, Vermögensgegenstände auch vorzeitig (insbes. durch Verkauf oder Abtretung) in Zahlungsmittel umzuwandeln (Shiftability-Theorie). I.S. der Liquidierbarkeit ist der Liquiditätsgrad der Aktiva umso höher, je schneller die Umwandlung möglich ist und je geringer damit verbundene Transaktionskosten und (Veräußerungs-)Verluste sind. Auf dem Konzept der Liquidierbarkeit beruht die klassische Gruppierung der Aktiva nach Liquiditätsgraden, d.h. die Zuordnung der Vermögensgegenstände zu den Primär-, Sekundär- oder Tertiärliquiditätsreserven als liquiden Mitteln erster, zweiter bzw. dritter Ordnung oder zu den illiquiden Aktiva. Dabei ist Geld das Gut mit dem höchsten Liquiditätsgrad; es verkörpert Primärliquidität. Daneben wird unter Liquidität auch die Summe aller flüssigen Mittel (Bargeld, Buchgeld) eines Wirtschaftssubjekts verstanden.

    2. Betriebswirtschaftliche Bedeutung:
    a) Die Erhaltung der Zahlungsfähigkeit ist für jedes Unternehmen von existenzieller Bedeutung. (Bereits die drohende) Zahlungsunfähigkeit ist ein Insolvenzgrund und berechtigt bzw. verpflichtet zum Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Aufgabe des Liquiditätsmanagements ist es, mittels des Finanzplans und der Instrumente der strukturellen Liquiditätsplanung den Bedarf an finanziellen Mitteln zu ermitteln und die Bereitstellung zu sichern. Dazu dienen v.a. Kreditlinien bei Kreditinstituten. Großunternehmen operieren bei der Liquiditätsbeschaffung selbstständig am Geldmarkt. Zur Gewährleistung der Zahlungsbereitschaft im Ausland und in fremden Währungen dienen die internationalen Geldmärkte (internationaler Geldhandel) und Stand-by-Vereinbarungen mit ausländischen Kreditinstituten (Stand-by-Linie).
    b) Zwischen den Unternehmenszielen Liquidität und Rentabilität besteht ein Zielkonflikt: Einerseits ist Liquidität eine notwendige Voraussetzung für Rentabilität, andererseits führen hohe Liquiditätsreserven zu einer Senkung derselben, da hochliquide Aktiva im Gegenzug typischerweise rentabilitätsarm sind.
    c) Liquiditätskennzahlen dokumentieren das Verhältnis zwischen liquiden Mitteln und fälligen Verbindlichkeiten. In ihrer traditionellen statischen Ausprägung werden sie als Liquiditätsgrade bezeichnet und im Rahmen von Kreditwürdigkeitsanalyse analysiert.

    3. Volkswirtschaftliche Bedeutung: In einer Geldwirtschaft ist Liquidität Voraussetzung für die Verfügungsmacht über Güter und bestimmt die wirtschaftliche Entscheidungs- und Handlungsfreiheit. Die Höhe der gesamtwirtschaftlich vorhandenen Liquidität bestimmt sich zum einen nach der Ausstattung der Volkswirtschaft mit Zentralbankgeld und zum anderen nach der Geldschöpfung der Kreditinstitute. Der Geldschöpfungs- bzw. Kreditschöpfungsspielraum wird von der Höhe der im Geschäftsbankensystem vorhandenen Liquidität (Bankenliquidität) bestimmt. Aufgabe der Zentralbank ist es, die volkswirtschaftliche Liquidität zu steuern. Die Geldmengensteuerung ist die Hauptaufgabe der Geldpolitik der Zentralbank zur Sicherung der Geldwertstabilität.

    4. Internationale Liquidität: Die Zahlungsfähigkeit eines Landes im Wirtschaftsverkehr mit anderen Staaten ergibt sich nicht aus den im Inland geschaffenen Zahlungsmitteln. Sie resultiert vielmehr aus den Währungsreserven und nicht ausgenutzten internationalen Kreditlinien (die z.B. der Internationale Währungsfonds gewährt). Lediglich Hartwährungsländer können internationale Liquidität selbst schaffen, da ihre Währungen als internationale Zahlungsmittel akzeptiert werden.

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