Shiftability-Theorie
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Die von Moulton begründete Shiftability-Theorie geht im Gegensatz zur Goldenen Bankregel und zur Bodensatztheorie nicht davon aus, dass die Liquidität einer Bank von ihrer Refinanzierungsseite her bestimmt wird, sondern vielmehr von der Möglichkeit abhängt, Vermögenswerte in liquide Mittel transformieren zu können. Die Einhaltung der Goldenen Bankregel sowie der Bodensatztheorie zur Liquiditätssicherung einer Bank ist daher der Shiftability-Theorie zufolge nicht erforderlich, wenn eine Bank über Vermögenswerte verfügt, die sich im Bedarfsfall vor ihrer Fälligkeit und ohne größere Verluste in primärliquide Mittel umwandeln lassen. Solche Vermögenswerte, die durch ihre Abtretbarkeit (shiftability) in Primärliquidität umgewandelt werden können, werden als sekundärliquide Mittel bezeichnet. Die Umwandlung der als Sekundärreserve eingeordneten Vermögenswerte in primärliquide Mittel ist jedoch unter der Annahme einer Fortführung der Geschäftstätigkeit der Bank an mehrere Voraussetzungen gebunden:
a) Die Bonität der hinter den Vermögenswerten stehenden Kreditnehmer (bzw. Emittenten) muss gewährleistet sein.
b) Es müssen Märkte für die Handelbarkeit der Vermögenswerte existieren.
c) Die Funktionsfähigkeit dieser Märkte muss gegeben sein. Damit vermag die Beachtung der Shiftability-Theorie in Verbindung mit der Bodensatztheorie zu erklären, warum Banken trotz erheblicher positiver Fristentransformation ihren Auszahlungsverpflichtungen im Allgemeinen nachkommen können, ohne dabei illiquide zu werden. Der aus den Erfahrungswerten der Vergangenheit ermittelte Bodensatz kurzfristiger Einlagen kann unter Rentabilitätsaspekten langfristig ausgeliehen werden. Sollte durch den verstärkten Abzug von Einlagen der Bodensatz abnehmen, was zu Liquiditätsengpässen führen kann, gewährleistet das Vorhandensein sekundärliquider Vermögenswerte und deren Umwandlung in primärliquide Mittel die Erfüllung der Auszahlungsverpflichtungen einer Bank.