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strukturierte Finanzprodukte

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Das Original: Gabler Banklexikon

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    1. Begriff: Unter strukturierten Finanzprodukten versteht man Finanzinstrumente, die sich aus elementaren Anlageinstrumenten des Fremdwährungs-, Zins-, Aktien- und Rohwarenbereichs zusammensetzen. Diese am Finanzmarkt gehandelten Anlageinstrumente werden sowohl an Börsen (Kassamarkt und Terminmarkt) als auch am OTC-Markt gehandelt. Dabei werden am Kassa- und Terminmarkt die elementaren Anlageformen gehandelt. Am Kassamarkt sind dies Geld- und Kapitalmarktprodukte, Festgeld, Bundesanleihen, Pfandbriefe und Aktien. Am Terminmarkt handelt es sich um Futures und Optionen, einfache derivative Finanzinstrumente (Derivate), deren Wert sich aus dem Marktpreis der zugrunde liegenden Basiswerte bestimmt. Am OTC-Markt werden im volumenstarken Zinsbereich Swaps, Caps und Floors gehandelt. Dies sind bilaterale Verträge, die abhängig vom aktuellen Zinsniveau den zukünftigen Austausch von Zahlungen regeln. Strukturierte Finanzprodukte werden entweder als Emission begeben oder am OTC-Markt als individuelle Transaktion für einen Kunden konstruiert.

    2. Einsatz: Die Emission strukturierter Finanzprodukte erlaubt es den Marktteilnehmern, eine Renditeverbesserung bei Kapitalaufnahmen zu erlangen, da Emissionen strukturierter Finanzprodukte i.d.R. günstiger sind als von gewöhnlichen Rentenpapieren. Zudem lässt sich deren Risikogehalt exakt dem gewünschten Risikoprofil anpassen. Dies gilt sowohl für den Emittenten als auch für den Investor. Marktteilnehmer können mittels strukturierter Finanzprodukte ihre Anlagestrategie optimieren und das Risiko besser diversifizieren. Durch den Einsatz von strukturierten Finanzprodukten lassen sich Marktpreisrisiken, Liquiditätsrisiken und Kreditrisiken (Adressenausfall- und Bonitätsveränderungsrisiko) exakter steuern; sie lassen sich durch sog. Kreditderivate absichern. In diesem Zusammenhang sind die strukturierten Schuldverschreibungen (Credit Linked Notes) zu sehen.

    3. Stripping: Durch Kombination elementarer Bausteine, d.h. das gezielte Zusammensetzen verschiedener elementarer Anlageformen, ergibt sich ein strukturiertes Finanzprodukt, ein Zerlegen in ihre Grundbestandteile wird als Stripping bezeichnet (Stripping von Finanzinnovationen).

    4. Märkte: Strukturierte Finanzprodukte sind ein Treiber für Finanzinnovationen und unterliegen damit einer zeitlichen Begriffsdynamik. Klassische Finanzinnovationen wie die Wandelanleihe oder Partizipationsscheine gehören mittlerweile zu den Standardprodukten. Die ständige Entwicklung neuer Produkte und damit verbunden auch neue Kreationen von Produktbezeichungen, die wiederum nicht notwendigerweise auch tatsächlich neue Produkte beinhalten, lassen den Markt für Finanzprodukte unübersichtlich erscheinen.

    5. Gesetzliche Rahmenbedingungen: Die starke Expansion der strukturierten Finanzprodukte am deutschen Finanzmarkt wurde unter anderem durch geänderte gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen. Dies lässt auch den Finanzplatz Deutschland wieder attraktiver erscheinen. Zu den Veränderungen zählen insbesondere die Schaffung von Anleihevarianten wie z.B. Nullcoupon-Anleihen und Floating Rate Notes sowie das Stripping von bestimmten langlaufenden Bundesanleihen.

    6. Einteilung: Im Zinsbereich können strukturierte Finanzprodukte Besonderheiten im Coupon, bei der Laufzeit oder der Rückzahlung aufweisen. Die Kombinationen dieser Ausstattungsmerkmale treten sowohl gemeinsam als auch isoliert auf. Bei strukturierten Finanzprodukten, deren Besonderheit in den Couponzahlungen liegen, sind z.B. Reverse Floater, Stufenzinsanleihe, Floor und Capped Floater, Collared Floater, Asset Swap und Leveraged Floater zu nennen. Ist die Laufzeit vom Gläubiger oder Schuldner verkürzbar, so heißen die Produkte z.B. Anleihe mit Schuldnerkündigungsrecht oder Anleihe mit Gläubigerkündigungsrecht. Liegt jedoch die Besonderheit in der Rückzahlung, so sind die folgenden Produkte Beispiele für strukturierte Finanzprodukte: Condoranleihe oder Constant Maturity Swap (Yield Curve Swap).

    7. Weitere Beispiele: Ein Cross Currency Asset Swap ist ein Beispiel für eine Kombination von Besonderheiten im Coupon und in der Rückzahlung, da dies der Wandel einer Währungsanleihe in einen Bond ist, dessen Zinszahlungen und der Nominalbetrag in einer fremden Währung erfolgt. Unter einem Multi-Tranchen Bond versteht man eine Anleihe, bei der der Investor eine Verpflichtung eingeht, weitere Emissionen vom gleichen Emittenten zu vorher festgelegten Konditionen zu kaufen. In Deutschland werden die meisten börsennotierten strukturierten Finanzprodukte im Geschäft mit Privatkunden in Form von verbrieften Derivaten (Derivate, verbriefte) begeben.

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    Mindmap "strukturierte Finanzprodukte"

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