Direkt zum Inhalt

Clearingsystem

GEPRÜFTES WISSEN
Über 100 Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Mehr als 8.000 Stichwörter kostenlos Online.
Das Original: Gabler Banklexikon

zuletzt besuchte Definitionen...

    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    1. Merkmale: Das Clearingsystem ist ein Medium zur rechtsverbindlichen Übertragung von Zahlungsmitteln bzw. Wertpapieren zwischen Kreditinstituten als jeweilige Vertragspartner unter gleichzeitiger Verrechnung von Forderungen und Verbindlichkeiten. Intermediäre Instanz beim unbaren Zahlungsverkehr ist i.d.R. die jeweilige Zentralbank, beim Wertpapierabrechnungsverkehr ein Zentralverwahrer und beim Devisenhandel seit März 2002 die gemeinnützige CLS-Bank mit Sitz in New York unter der Aufsicht der Federal Reserve von N.Y. An den europäischen Finanzplätzen haben sich Clearingsysteme herausgebildet, die in ihrer Struktur die jeweiligen rechtlichen und ökonomischen Bedingungen widerspiegeln.

    2. Darstellung:
    a) Zahlungsverkehrssysteme: Grundsätzlich lassen sich Clearingsysteme in Bruttozahlungssysteme und Nettozahlungssysteme unterscheiden.
    (1) Bruttozahlungssysteme, z.B. Hausbankverfahren (HBV) bis zur Inbetriebnahme des HBV im November 2005 = Elektronischer Schalter der Deutschen Bundesbank (ELS), sind dadurch gekennzeichnet, dass jede einzeln angewiesene Zahlung durch kontinuierliche Buchung der Zentralbank endgültig (final) wird. Zahlungen werden nur ausgeführt, sofern die erforderliche Liquidität in Form von Guthaben, Kreditlinien oder hinterlegten Sicherheiten vorhanden ist. Der Vorteil von Bruttozahlungssystemen liegt in der unmittelbaren Finalität jeder einzelnen Zahlung. Daraus resultiert ein systemimmanentes Fehlen des Liquiditäts-, Bonitäts- und Systemrisikos. Nachteile sind durch den hohen Liquiditätsbedarf und die allgemein höheren Transaktionskosten gegeben.
    (2) Nettozahlungssysteme, z.B. EBA-Clearing der Euro Banking Association (EBA), sind dadurch gekennzeichnet, dass gegenläufige Zahlungen aufgerechnet werden, so dass nur für die Begleichung des Saldos Liquidität erforderlich ist. Die Aufrechnung der Forderungen und Verbindlichkeiten der Systemmitglieder erfolgt multilateral (Netting). Vorteile dieses multilateralen Nettings liegen darin, dass der Liquiditätsbedarf trotz sehr hoher Volumina sehr gering ist. Schwachstelle der Nettozahlungssysteme ist das Systemrisiko aufgrund der verzögerten Finalität der Zahlungen. Sofern ein Teilnehmer seinen debitorischen Saldo nicht begleichen kann, müssen alle ihn betreffenden Transaktionen aus der Aufrechnung herausgenommen werden (Unwinding). Dadurch fehlen wiederum anderen Teilnehmern Zahlungseingänge, die für die Begleichung von Forderungen vorgesehen waren. Dadurch kann ein „Dominoeffekt” entstehen, der zahlreiche ursprünglich nicht betroffene Teilnehmer in große Liquiditätsschwierigkeiten bringen kann.
    b) Wertpapierabwicklungssysteme: Träger der Wertpapierabwicklungssysteme sind Zentralverwahrer, die die Übertragung der bei ihnen verwahrten Wertpapiere für ihre (Depot-)Kontoinhaber (= Kreditinstitute) aus abgeschlossenen Geschäften vornehmen. Soweit damit gleichzeitig eine Geldverrechnung erforderlich ist, geschieht dies i.d.R. über ein Zahlungsverkehrssystem.
    c) Devisenhandelsabwicklungssystem: Zur Regulierung ihrer Devisenhandelstransaktionen gründeten 70 internationale Kreditinstitute die CLS-Bank als Clearingstelle. Transaktionen erfolgen innerhalb eines vereinbarten Zeitfensters Zug um Zug, um Risiken in den Zahlungsströmen zwischen den Kontoinhabern aufgrund der Zeitverschiebungen auszuschalten. Zahlungen über das CLS-System (Continuous Linked Settlement) sind in 17 Währungen (u.a. amerikanische, kanadische und australische Dollar, Euro, Pfund, Schweizer Franken, Yen) möglich. Die direkte Mitgliedschaft im CLS-System steht nach Zahlung einer Aufnahmegebühr von fünf Mio. US-Dollar weiteren Instituten frei.

    Vgl. auch TARGET 2-System.

    Mit Ihrer Auswahl die Relevanz der Werbung verbessern und dadurch dieses kostenfreie Angebot refinanzieren: Weitere Informationen

    Mindmap "Clearingsystem"

    Hilfe zu diesem Feature
    Mindmap Clearingsystem Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/clearingsystem-56667 node56667 Clearingsystem node57460 elektronischer Schalter der ... node56667->node57460 node60063 Netting node56667->node60063 node61773 TARGET-System node56667->node61773 node62600 Wertpapier node59401 Kreditinstitut i.S. des ... node62767 Zahlungsverkehr node57460->node59401 node57460->node62767 node55930 Bank node57460->node55930 node70660 RTGS-System node70663 TARGET2 node70663->node56667 node70663->node70660 node61108 Sammelurkunde node57281 Effektengiroverkehr node61108->node57281 node56047 bargeldloser Zahlungsverkehr node57281->node56667 node57281->node62600 node57281->node56047 node59324 Konzern node60063->node59324 node62457 Währung node60063->node62457 node61770 Target node61770->node70663 node61770->node61773 node61055 RTGS node61055->node70663 node61055->node61773 node57708 Europäische Zentralbank (EZB) node57708->node61773 node60547 Pooling node60547->node60063
    Mindmap Clearingsystem Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/clearingsystem-56667 node56667 Clearingsystem node60063 Netting node56667->node60063 node61773 TARGET-System node56667->node61773 node57460 elektronischer Schalter der ... node56667->node57460 node57281 Effektengiroverkehr node57281->node56667 node70663 TARGET2 node70663->node56667

    News SpringerProfessional.de

    Literaturhinweise SpringerProfessional.de

    Bücher auf springer.com

    Sachgebiete