Bankinformatik
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Ausführliche Definition im Online-Lexikon
1. Begriff: Unter Bankinformatik wird die Wissenschaft, Technik und Anwendung der systematischen und automatischen Verarbeitung von bankbetrieblichen Informationen verstanden. Informationen sind Daten, denen eine Bedeutung zugeordnet wurde.
2. Stellenwert: Die schnelle und sichere Verarbeitung von Daten und Informationen hat existenzielle Bedeutung für die Zukunft jeder einzelnen Bank. Alle Geschäftsprozesse einer Bank werden – in unterschiedlichem Ausmaß – durch informationsverarbeitende Systeme unterstützt. Auch ein Bankprodukt ist, als Ergebnis der bankbetrieblichen Wertschöpfung, nichts anderes als Information. Über die Qualität der gelieferten Information differenziert sich die Bank im Wettbewerb. Die Bankinformatik bildet damit das Rückgrat des heutigen Bankgeschäfts.
3. Entwicklungsstufen: Der Einsatz von Bankinformatik vollzog sich über fünf Dekaden, die jeweils von Technologiewellen geprägt waren.
a) Batch-Datenverarbeitung: Ausgangspunkt war die Aufnahme des Privatkundengeschäfts im großen Stil Anfang der 1960er-Jahre. Die Bankbranche wurde in diesem Zuge eine der ersten Anwender der Groß-EDV. Im Vordergrund stand die Entwicklung von Buchungssystemen, die große Datenmengen aus der Kontoführung verarbeiten konnten. Die Verbuchung erfolgte im Batch-Verfahren.
b) Time-sharing-Datenverarbeitung: In den 1970er-Jahren entstanden in den Banken Programme für die einzelnen Banksparten (z.B. Kredit-, Spar- und Wertpapierabwicklung). Dabei handelte es sich zunehmend um Dialoganwendungen, die im Time-sharing-Verfahren arbeiteten.
c) Individualisierte Informationsverarbeitung: Die Bearbeitung von Kundenaufträgen wurde in den 1980er-Jahren durch Auftragsbearbeitungs- und Auftragsverwaltungssysteme erleichtert. Mithilfe benutzerorientierter Programmiersprachen war es Mitarbeitern aus Fachabteilungen erstmals möglich, auf Großrechnerdaten zuzugreifen und daraus Informationen zu generieren. Darüber hinaus hielten Ende der 1980er-Jahre PCs Einzug in die Banken.
d) Vernetzte Informationsverarbeitung: In den 1990er-Jahren bauten die Banken ihre nationale und weltweite Vernetzung aus, konzipierten neue IT-Strukturen als Client/Server-Modelle und forcierten den elektronischen Datenaustausch. Die elektronische Vernetzung umfasst nicht nur Firmenkunden, sondern aufgrund der Verbreitung des Internetbanking auch Privatkunden.
e) Digitalisierung der Geschäftsprozesse: Seit der Jahrtausendwende durchdringt die IT praktisch alle Bereiche des Bankgeschäfts. Klassische Abwicklungsbereiche werden zu hochindustriellen Produktionsbanken umgebaut, der Vertrieb wird durch Akquisitions-, Verkaufs- und Beratungsprogramme unterstützt, der Handel in weiten Teilen automatisiert (u.a. Hochfrequenzhandel). Die im Zuge der Verbreitung von Smartphones aufkommenden Apps verleihen dem Mobilebanking Auftrieb.
4. Elemente der Bankinformatik: Die Vielfalt der bankbetrieblichen Informatik lässt sich in vier Segmente gliedern:
a) Operative Systeme: Diese verarbeiten die Transaktionsdaten der klassischen Produktbereiche (Einlagen, Kredite, Wertpapier usw.).
b) Kundennahe Systeme: Anwendungen zur Beratungsunterstützung (Berechnungsmodelle etc.), Kundeninformationssysteme („Elektronische Kundenakte“) und Systeme des Electronic Banking.
c) Bankinterne Systeme: Systeme der Verwaltung, des Rechnungswesens, des bankbetrieblichen Meldewesens usw.
d) Systeme zur Managementunterstützung: Entscheidungsunterstützungssysteme für das Risikomanagement, das operative und strategische Controlling usw.
5. Optionen der Bankinformatik: In Abhängigkeit von der strategischen Ausrichtung der Bank und der Art ihrer Geschäftsprozesse ergeben sich vier grundsätzliche Gestaltungsmöglichkeiten der Bankinformatik:
a) Outsourcing (Outside Resource Using): Ziel des Auslagerns ist es, diejenigen Teile einer Wertschöpfungskette, in denen andere Unternehmen ihre Kernkompetenzen haben und damit leistungsstärker sind, von externen Anbietern zu beziehen. Die Zulieferung von einzelnen Komponenten der Bankinformatik kann beispielsweise die Betreuung des Netzwerkmanagements, die Pflege von Altanwendungen, die technische Abwicklung einzelner Produktbereiche (Wertpapier-, Kartengeschäft etc.) oder den Backup-Betrieb des bankeigenen Rechenzentrums umfassen. Zunehmend findet die Auslagerung der kompletten Informatik von Banken an Outsourcing-Anbieter statt.
b) Standardsoftware: Sofern die Informationsverarbeitung im eigenen Haus erfolgt, ist der Einsatz von standardisierter Software zu prüfen. Aus Kostengründen sollte diese eingesetzt werden, wo immer es möglich ist. Das gilt insbesondere für die Bereiche, in denen sich die Bank nicht von anderen Instituten unterscheidet, also vor allem für die Abwicklung von Basistransaktionen. Standardsoftware ist zu differenzieren in Gesamtbankpakete und Teillösungen.
1) Gesamtbankpakete decken alle üblichen Geschäfte einer Universalbank ab und eignen sich primär für kleine und mittelgroße Kreditinstitute. Schwächen dieser Pakete müssen jedoch oftmals mit Eigenentwicklungen oder Ergänzungen durch weitere Produkte behoben werden.
2) Teillösungen sind in großer Zahl am Markt erhältlich, z.B. für bankinterne Bereiche (Kostenrechnung, Personalverwaltung, Meldewesen usw.) oder auch für operative Bereiche (klassisches Wertpapiergeschäft, Derivatehandel, Auslandsgeschäft etc.).
c) Kooperation: Der steigende Wettbewerb im Finanzdienstleistungsbereich führt zu neuen Konzepten in der Bankinformatik. Während in der Vergangenheit die Informationsverarbeitung im Alleingang üblich war, steht heute die gemeinsame Verarbeitung und die Teilung der Fixkosten im Vordergrund. Unter diesem Aspekt arbeiten vielfach mehrere Banken in der Anwendungsentwicklung und/oder beim Betrieb eines Rechenzentrums zusammen. Die Entwicklung lief in den Bankengruppen unterschiedlich: Im Sparkassenbereich sind inzwischen alle Institute an einen zentralen IT-Dienstleister angeschlossen (Finanz-Informatik). Auch die Genossenschaftsorganisation ist den Weg der Kooperation konsequent gegangen. Die Primärinstitute sind an (noch) zwei Gemeinschaftsrechenzentren angeschlossen (GAD und Fiducia). Im Bereich der privaten Kreditinstitute hat es ebenfalls Versuche der gemeinsamen Anwendungsentwicklung gegeben. Diese Kooperationen sind praktisch durchweg gescheitert. Die Gründe lagen u.a. in den zu unterschiedlichen Wünschen der beteiligten Banken bezüglich der Funktionalität des Systems oder in der zu großen Komplexität aufgrund der notwendigen Integration in die Altsysteme.
d) Individualsoftware: Seit Beginn der elektronischen Datenverarbeitung waren Banken typische Eigenentwickler und Betreiber eigener Rechenzentren. Dieses hat sich im Verlauf der Zeit grundsätzlich geändert. Heute sollten Anwendungen nur in den Bereichen selbst entwickelt werden, in denen Outsourcing, Standardsoftware oder Kooperation nicht in Frage kommen. Die Eigenerstellung von operativen Systemen findet dementsprechend nur noch bei wenigen Kreditinstituten statt, d.h. bei großen Privatbanken, einigen Hypothekenbanken, Bausparkassen und Transaktionsbanken. Für kleinere und mittelgroße Institute ist die Eigenentwicklung nur in Ausnahmefällen relevant. Selbst für Großinstitute ist es sinnvoll zu differenzieren. Generell sollte Eigenentwicklung nur dort betrieben werden, wo der erwartete Wettbewerbsvorteil hoch ist. Ansonsten kommt eine der drei anderen Optionen der Bankinformatik infrage.
6. Ausblick: Die Bankwirtschaft befindet sich hinsichtlich der Bankinformatik in einer schwierigen Situation. Die operativen Systeme sind vielfach fachlich und technisch veraltet und müssen grundlegend erneuert werden. Gleichzeitig erfordert der Markt neue Anwendungen (Umsetzung regulatorischer Anforderungen, Sicherheitssysteme für offene Netze, Real-Time-Verbuchung, weitere Automatisierung des Back-Office usw.). Die Wartung der Altsysteme und die gleichzeitige Neuentwicklung stellen eine enorme Herausforderung für das IT-Management dar.
2. Stellenwert: Die schnelle und sichere Verarbeitung von Daten und Informationen hat existenzielle Bedeutung für die Zukunft jeder einzelnen Bank. Alle Geschäftsprozesse einer Bank werden – in unterschiedlichem Ausmaß – durch informationsverarbeitende Systeme unterstützt. Auch ein Bankprodukt ist, als Ergebnis der bankbetrieblichen Wertschöpfung, nichts anderes als Information. Über die Qualität der gelieferten Information differenziert sich die Bank im Wettbewerb. Die Bankinformatik bildet damit das Rückgrat des heutigen Bankgeschäfts.
3. Entwicklungsstufen: Der Einsatz von Bankinformatik vollzog sich über fünf Dekaden, die jeweils von Technologiewellen geprägt waren.
a) Batch-Datenverarbeitung: Ausgangspunkt war die Aufnahme des Privatkundengeschäfts im großen Stil Anfang der 1960er-Jahre. Die Bankbranche wurde in diesem Zuge eine der ersten Anwender der Groß-EDV. Im Vordergrund stand die Entwicklung von Buchungssystemen, die große Datenmengen aus der Kontoführung verarbeiten konnten. Die Verbuchung erfolgte im Batch-Verfahren.
b) Time-sharing-Datenverarbeitung: In den 1970er-Jahren entstanden in den Banken Programme für die einzelnen Banksparten (z.B. Kredit-, Spar- und Wertpapierabwicklung). Dabei handelte es sich zunehmend um Dialoganwendungen, die im Time-sharing-Verfahren arbeiteten.
c) Individualisierte Informationsverarbeitung: Die Bearbeitung von Kundenaufträgen wurde in den 1980er-Jahren durch Auftragsbearbeitungs- und Auftragsverwaltungssysteme erleichtert. Mithilfe benutzerorientierter Programmiersprachen war es Mitarbeitern aus Fachabteilungen erstmals möglich, auf Großrechnerdaten zuzugreifen und daraus Informationen zu generieren. Darüber hinaus hielten Ende der 1980er-Jahre PCs Einzug in die Banken.
d) Vernetzte Informationsverarbeitung: In den 1990er-Jahren bauten die Banken ihre nationale und weltweite Vernetzung aus, konzipierten neue IT-Strukturen als Client/Server-Modelle und forcierten den elektronischen Datenaustausch. Die elektronische Vernetzung umfasst nicht nur Firmenkunden, sondern aufgrund der Verbreitung des Internetbanking auch Privatkunden.
e) Digitalisierung der Geschäftsprozesse: Seit der Jahrtausendwende durchdringt die IT praktisch alle Bereiche des Bankgeschäfts. Klassische Abwicklungsbereiche werden zu hochindustriellen Produktionsbanken umgebaut, der Vertrieb wird durch Akquisitions-, Verkaufs- und Beratungsprogramme unterstützt, der Handel in weiten Teilen automatisiert (u.a. Hochfrequenzhandel). Die im Zuge der Verbreitung von Smartphones aufkommenden Apps verleihen dem Mobilebanking Auftrieb.
4. Elemente der Bankinformatik: Die Vielfalt der bankbetrieblichen Informatik lässt sich in vier Segmente gliedern:
a) Operative Systeme: Diese verarbeiten die Transaktionsdaten der klassischen Produktbereiche (Einlagen, Kredite, Wertpapier usw.).
b) Kundennahe Systeme: Anwendungen zur Beratungsunterstützung (Berechnungsmodelle etc.), Kundeninformationssysteme („Elektronische Kundenakte“) und Systeme des Electronic Banking.
c) Bankinterne Systeme: Systeme der Verwaltung, des Rechnungswesens, des bankbetrieblichen Meldewesens usw.
d) Systeme zur Managementunterstützung: Entscheidungsunterstützungssysteme für das Risikomanagement, das operative und strategische Controlling usw.
5. Optionen der Bankinformatik: In Abhängigkeit von der strategischen Ausrichtung der Bank und der Art ihrer Geschäftsprozesse ergeben sich vier grundsätzliche Gestaltungsmöglichkeiten der Bankinformatik:
a) Outsourcing (Outside Resource Using): Ziel des Auslagerns ist es, diejenigen Teile einer Wertschöpfungskette, in denen andere Unternehmen ihre Kernkompetenzen haben und damit leistungsstärker sind, von externen Anbietern zu beziehen. Die Zulieferung von einzelnen Komponenten der Bankinformatik kann beispielsweise die Betreuung des Netzwerkmanagements, die Pflege von Altanwendungen, die technische Abwicklung einzelner Produktbereiche (Wertpapier-, Kartengeschäft etc.) oder den Backup-Betrieb des bankeigenen Rechenzentrums umfassen. Zunehmend findet die Auslagerung der kompletten Informatik von Banken an Outsourcing-Anbieter statt.
b) Standardsoftware: Sofern die Informationsverarbeitung im eigenen Haus erfolgt, ist der Einsatz von standardisierter Software zu prüfen. Aus Kostengründen sollte diese eingesetzt werden, wo immer es möglich ist. Das gilt insbesondere für die Bereiche, in denen sich die Bank nicht von anderen Instituten unterscheidet, also vor allem für die Abwicklung von Basistransaktionen. Standardsoftware ist zu differenzieren in Gesamtbankpakete und Teillösungen.
1) Gesamtbankpakete decken alle üblichen Geschäfte einer Universalbank ab und eignen sich primär für kleine und mittelgroße Kreditinstitute. Schwächen dieser Pakete müssen jedoch oftmals mit Eigenentwicklungen oder Ergänzungen durch weitere Produkte behoben werden.
2) Teillösungen sind in großer Zahl am Markt erhältlich, z.B. für bankinterne Bereiche (Kostenrechnung, Personalverwaltung, Meldewesen usw.) oder auch für operative Bereiche (klassisches Wertpapiergeschäft, Derivatehandel, Auslandsgeschäft etc.).
c) Kooperation: Der steigende Wettbewerb im Finanzdienstleistungsbereich führt zu neuen Konzepten in der Bankinformatik. Während in der Vergangenheit die Informationsverarbeitung im Alleingang üblich war, steht heute die gemeinsame Verarbeitung und die Teilung der Fixkosten im Vordergrund. Unter diesem Aspekt arbeiten vielfach mehrere Banken in der Anwendungsentwicklung und/oder beim Betrieb eines Rechenzentrums zusammen. Die Entwicklung lief in den Bankengruppen unterschiedlich: Im Sparkassenbereich sind inzwischen alle Institute an einen zentralen IT-Dienstleister angeschlossen (Finanz-Informatik). Auch die Genossenschaftsorganisation ist den Weg der Kooperation konsequent gegangen. Die Primärinstitute sind an (noch) zwei Gemeinschaftsrechenzentren angeschlossen (GAD und Fiducia). Im Bereich der privaten Kreditinstitute hat es ebenfalls Versuche der gemeinsamen Anwendungsentwicklung gegeben. Diese Kooperationen sind praktisch durchweg gescheitert. Die Gründe lagen u.a. in den zu unterschiedlichen Wünschen der beteiligten Banken bezüglich der Funktionalität des Systems oder in der zu großen Komplexität aufgrund der notwendigen Integration in die Altsysteme.
d) Individualsoftware: Seit Beginn der elektronischen Datenverarbeitung waren Banken typische Eigenentwickler und Betreiber eigener Rechenzentren. Dieses hat sich im Verlauf der Zeit grundsätzlich geändert. Heute sollten Anwendungen nur in den Bereichen selbst entwickelt werden, in denen Outsourcing, Standardsoftware oder Kooperation nicht in Frage kommen. Die Eigenerstellung von operativen Systemen findet dementsprechend nur noch bei wenigen Kreditinstituten statt, d.h. bei großen Privatbanken, einigen Hypothekenbanken, Bausparkassen und Transaktionsbanken. Für kleinere und mittelgroße Institute ist die Eigenentwicklung nur in Ausnahmefällen relevant. Selbst für Großinstitute ist es sinnvoll zu differenzieren. Generell sollte Eigenentwicklung nur dort betrieben werden, wo der erwartete Wettbewerbsvorteil hoch ist. Ansonsten kommt eine der drei anderen Optionen der Bankinformatik infrage.
6. Ausblick: Die Bankwirtschaft befindet sich hinsichtlich der Bankinformatik in einer schwierigen Situation. Die operativen Systeme sind vielfach fachlich und technisch veraltet und müssen grundlegend erneuert werden. Gleichzeitig erfordert der Markt neue Anwendungen (Umsetzung regulatorischer Anforderungen, Sicherheitssysteme für offene Netze, Real-Time-Verbuchung, weitere Automatisierung des Back-Office usw.). Die Wartung der Altsysteme und die gleichzeitige Neuentwicklung stellen eine enorme Herausforderung für das IT-Management dar.
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