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Peer-to-Peer Finance
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Person-to-Person Finance; eine direkt von einer Privatperson („peer“) an eine andere Privatperson erbrachte Finanzdienstleistung unter (weitgehender) Ausschaltung von Banken oder traditionellen Finanzdienstleistern. Peer-to-Peer Finance kann zumindest in einzelnen Ausprägungsformen als ein Teilbereich von Social Finance angesehen werden.
1. Entwicklung: Peer-to-Peer Finance hat eine lange Tradition v.a. zwischen Freunden, Familienmitgliedern (Family & Friends Modell) oder Geschäftspartnern in Ländern ohne entwickeltes Finanzsystem, wo Peer-to-Peer Finance nach wie vor eine verbreitete Finanzierungsform darstellt. Heute erlebt Peer-to-Peer Finance jedoch auch in Ländern mit entwickelten Finanzsystemen – unter Ausnutzung der technologischen Möglichkeiten des Internets – zunehmend Verbreitung. Diese Form der technologie-/plattformgestützten Finanzierung unter (weitgehender) Ausschaltung traditioneller Finanzintermediäre, die sich seit etwa 2005 zu entwickeln begann, wird heute gemeinhin als Peer-to-Peer Finance bezeichnet (Marktplatz-Modell).
2. Typen: Der am weitesten verbreitete Typ von Peer-to-Peer Finance ist der Privatkredit; seltener die Beteiligung. Der Kredit bzw. das Investment kann von einer Einzelperson oder von mehreren Personen (Crowdfunding) stammen. Empfänger ist i.d.R. eine Einzelperson oder ein (Klein-)Unternehmen. Diese sind i.d.R. im selben Land ansässig wie die Kreditgeber/Investoren. Mittlerweile gibt es aber auch Plattformen, die die Vermittlung von Mikrokrediten aus wirtschaftlich entwickelten Ländern in wirtschaftlich gering entwickelte Länder anbieten. Da die meisten Anbieter von Peer-to-Peer Finance-Plattformen keine Banken sind, aber ggf. genehmigungspflichtige (Kredit-)Geschäfte betreiben, beziehen manche von ihnen Banken (dann als die eigentlichen Vertragspartner zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber) in den Kreditvermittlungsprozess ein. Die Bank vergibt die von den Anlegern ausgewählten Kredite und verkauft diese ohne Preisaufschlag an die Anleger weiter. Deshalb benötigen weder Anleger noch Kreditnehmer eine Banklizenz. Dieses Modell versucht, die soziale Komponente des Kredits, die bei zentralisierten Bankmodellen verloren gegangen ist, wiederzubeleben, indem Kreditgeber selbst bestimmen, wem sie für welchen Zweck Gelder wie lange leihen. Ein ähnlicher Ansatz findet sich auch in einigen Produkten des Social Banking.
3. Vorteile: Peer-to-Peer Finance bietet den Beteiligten verschiedene Vorteile. Kreditnehmer profitieren i.d.R. von einer raschen Abwicklung, (manchmal) günstigen Zinsen und einer jederzeit kostenfreien Rückzahlbarkeit des Kredits. Für Kreditnehmer ist außerdem vorteilhaft, dass keine Sicherheiten hinterlegt werden müssen und eine Kreditaufnahme zumindest teilweise auch bei schwächerer Bonität möglich ist. Anleger profitieren oft von einer höheren Rendite als bei anderen verzinsten Anlageformen (ca. fünf bis zehn Prozent nach Abzug aller Kosten). Da sie oft auch ein für sie interessantes Projekt fördern, erhalten sie neben einer finanziellen ggf. auch eine „soziale Rendite“ (Social-Return-on-Investment-Analyse). Für den Schutz des Kapitaleinsatzes gibt es Anleger-Pools, die als gemeinschaftliche Absicherung gegen einen möglichen Kreditausfall fungieren. Der Plattformbetreiber verdient i.d.R. Geld, indem der Kreditnehmer eine einmalige Erfolgsgebühr bei Zustandekommen eines Kreditvertrags zu zahlen hat. Anleger zahlen eine einmalige Bearbeitungsgebühr pro Geldanlage.
4. Markt: Der Markt für Peer-to-Peer Finance entwickelt sich rasch, auch in Deutschland. So ist hier allein im Bereich des privaten Peer-to-Peer-Kredits über Kreditplattformen das Transaktionsvolumen von 2007 (dem Jahr der Gründung der ersten deutschen Kreditplattform) bis zum Jahr 2018 auf ca. 430 Mio. Euro angewachsen – mit einer durchschnittlichen Kredithöhe von ca. 4.450 Euro. Prognosen erwarten hier eine Verdoppelung des Transaktionsvolumens auf ca. 880 Mio. Euro im Jahr 2022. In Europa insgesamt liegen die entsprechenden Werte des Transaktionsvolumens bei ca. 4,9 Mrd. Euro in 2018 bzw. prognostizierten gut zehn Mrd. Euro in 2020, wobei hier der größte Markt im Vereinigten Königreich liegt. Demgegenüber liegt in China, dem mit Abstand größten Markt für Peer-to-Peer-Kredite, das Transaktionsvolumen allerdings schon heute bei rund 71 Mrd. Euro.
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