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Online Broker

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Das Original: Gabler Banklexikon

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    1. Begriff: Onlinebroker (auch E-Broker oder Internetbroker) sind Kreditinstitute oder Wertpapierhandelsunternehmen (nach § 1 Abs. 3d Satz 2 KWG), die hauptsächlich Wertpapierdienstleistungen an Privatanleger über das Internet bereitstellen. Dabei handeln Onlinebroker Wertpapiere in eigenem Namen auf fremde Rechnung (Kommissionsgeschäft). Sie fungieren primär als Zugangsintermediäre und bieten Privatanlegern weitgehend technische Infrastrukturen, die die Erfassung und Weiterleitung von Kundenaufträgen (Orderrouting) sowie die Verwaltung von Depots und Konten (Depotgeschäft) über elektronische Vertriebskanäle ermöglichen.

    2. Merkmale: Onlinebroker erlauben ihren Kunden durch eine Internetverbindung (auch über mobile Endgeräte möglich), ohne Beachtung von Öffnungszeiten und ohne Beratung,  Wertpapierdienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Der Kunde erhält browserbasiert, über die Homepage des Brokers, mit Hilfe einer auf einem Computer zu installierenden Software oder über eine spezielle Anwendung für mobile Endgeräte (App) Zugriff auf sein Depot und sein Kundenkonto. Der Zugang wird von einigen Finanzdienstleistern mit dem Zugang zum Onlinebanking gekoppelt. Die Sicherheitsmerkmale eines Onlinedepots entsprechen daher denen des Onlinebankings.
    Die Gebühren von Onlinebrokern sind niedriger als im konventionellen Wertpapiervermittlungsgeschäft der Filialbanken. Viele Onlinebroker verzichten auf Depotführungsgebühren, wenn das Depot aktiv genutzt wird. Die von den Brokern erhobene Orderprovision für den Wertpapierhandel (auch Maklercourtage, Vermittlungsgebühr oder Brokerage genannt) ist meist abhängig von der Auftragssumme und der Art des gehandelten Wertpapiers. Zusätzlich können Handelsplatzgebühren der Börsen weitergereicht werden. Beim Erwerb von ausgewählten Fondsanteilen verzichten Onlinebroker z.T. völlig auf den Ausgabeaufschlag. Teilweise werden separate Gebühren erhoben für die Auszahlung von Dividenden oder die Bereitstellung von Echtzeitkursen sowie für besondere Depotmodelle mit zusätzlichen Dienstleistungen wie Beratung oder Portfoliooptimierungsempfehlungen

    3. Leistungen: Die Bereitstellung des Marktzugangs sowie die Depotverwaltung und das Kommissionsgeschäft sind die originären Kernleistungen eines Onlinebrokers. Informations-, Preisfindungs- und Abwicklungsleistungen ergänzen die Kernleistungen und können den einzelnen Phasen einer Wertpapiertransaktion zugeordnet werden.
    a) Informationsleistungen: Informationsleistungen sind für den Privatanleger vor und nach Abschluss von Transaktionen notwendig. Vor dem Handel werden Informationen benötigt, um die Anlageentscheidung zu fundieren und auf Basis der aktuellen Marktlage treffen zu können. Nach dem Abschluss dienen sie zur Überwachung und ggf. zur Anpassung/Revidierung der Anlageentscheidung. Onlinebroker stellen den Privatanlegern eine Vielzahl von Marktinformationen  zur Verfügung. Dazu gehören neben kursbezogenen Daten wie Echtzeitkursen, Orderbucheinsichten, Charts auch Wirtschaftsnachrichten und Unternehmensdaten, die sie wiederum von spezialisierten Informationsdienstleistern (z.B. Thomson Reuters, Bloomberg) beziehen. Zusätzlich werden unterstützende Angebote bspw. zur Fundamental- oder technischen Analyse bereitgestellt.
    b) Preisfindungsleistungen: Börsengeschäfte können an verschiedenen Börsen abgewickelt werden. Dabei kann sowohl über elektronische Handelssysteme (z.B. Xetra) als auch an Präsenzbörsen im In- und Ausland gehandelt werden, wobei die konkret nutzbaren Handelsplattformen abhängig vom Onlinebroker sind. Die Gebühren, die für einen Geschäftsabschluss zu zahlen sind, differieren zwischen den einzelnen Börsen. Die Börse berechnet dabei dem Onlinebroker sowohl transaktionsabhängige als auch transaktionsunabhängige Gebühren (bspw. jährliche Zugangsgebühren). Der Onlinebroker stellt wiederum seine Leistungen den Privatkunden in Rechnung.  
    c) Abwicklungsleistungen: Die Abwicklung der Geschäfte – d.h. die Übertragung und Verrechnung von Geld und Papieren – erfolgt durch ein Abwicklungsunternehmen in Kombination mit den Landeszentralbanken oder der Bundesbank, welche die Depots und Konten der direkten Handelsteilnehmer führen. Im Zuge der Abwicklung stellen die Onlinebroker Abrechnungen zur Verfügung, leiten Ausschüttungen weiter und geben teilweise Steuerinformationen.

    4. Entwicklung/Geschichte des Begriffes: Ab Mitte der 1980er Jahre entstanden in den USA die Voraussetzungen für das Online-Brokerage mit der Einführung von elektronischen Handelsplattformen. Von Kunden übermittelte Handelsaufträge (Order) wurden von Brokern in das Handelssystem eingegeben und miteinander abgeglichen. 1994 entstand in den USA der erste Onlinebroker durch die Firma K. Aufhauser & Company, Inc. Über einen Onlinezugang ihres heimischen Computers konnten Kunden ihre Orders selbst aufgeben. Ein Jahr später wurde die Firma von TD Ameritrade übernommen.
    Vor der Gründung der ersten Onlinebroker in Deutschland Mitte der 1990er Jahre gab es für Privatanleger wenige Möglichkeiten, direkt über einen Broker Wertpapiere an Börsen zu handeln. Das Wertpapiergeschäft in Deutschland war bis zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich ein Filialbankgeschäft, das sich dadurch kennzeichnete, dass der Handel mit Wertpapieren meist indirekt über einen Bankberater (und dessen Bank als Broker) erfolgte. Neben den traditionellen Filialbanken etablierten sich ab Mitte der sechziger Jahre die Direktbanken in Deutschland, die teilweise als Vorläufer der Onlinebroker gesehen werden können, da bei Direktbanken die Geschäftsabwicklung zu Beginn per Brief, Telefon, Fax und später über das Internet erfolgte.
    Um auf die Marktentwicklung und neuartige Nachfrage nach einer Online-Brokerage-Funktionalität zu reagieren, gründeten viele deutsche Großbanken und Finanzdienstleister filiallose Tochtergesellschaften, um den Privatanlegern zusätzlich zu ihrem Filialgeschäft eine preisgünstige Online-Brokerage Funktionalität im eigenen Konzernverbund anbieten zu können. Die ersten Onlinebroker im deutschen Markt waren die DAB, ConSors (heute Consorsbank), comdirect und Brokerage24 (heute maxblue).
    Nach den Anfängen Mitte der 1990er Jahre kann die Entwicklung des Marktes für Onlinebroker im Wesentlichen in drei Phasen unterteilt werden.
    Die erste Phase von 1997 bis 2000 war geprägt durch ein rasantes Marktwachstum, Börsengänge und Firmenübernahmen sowie die Expansion der Onlinebroker innerhalb Europas. Beispielsweise übernahm die DAB im Juni 2000 den französischen Onlinebroker Self Trade S.A., die comdirect den französischen Onlinebroker Paresco Bourse und im April 1999 ging als erster deutscher Onlinebroker ConSors an die Börse, gefolgt von der DAB im November 1999. Die erste Phase zeichnete sich hauptsächlich durch einen Qualitätswettbewerb zwischen den Onlinebrokern aus, die vor allem durch eine ständige Ausweitung des Serviceangebotes (z.B. Informationsleistungen) gekennzeichnet war. Gleichzeitig wurden aber auch die Transaktionsgebühren sukzessive reduziert.
    Neben der zunehmenden Akzeptanz von Aktien und Fonds als Geldanlage war die schnelle Verbreitung des Internets die zweite Hauptursache für das rasante Wachstum des Marktes für Onlinebroker. Im Jahr 1997 nutzten in Deutschland ca. 4,1 Millionen Menschen das Internet. Im Jahr 2000 waren es bereits ca. 18,3 Millionen. Parallel dazu stieg die Anzahl der Aktionäre in Deutschland von 3,92 Millionen im Jahr 1997 bis auf 6,21 Millionen im Jahr 2000 (Quelle: http://de.statista.com).
    Durch das Platzen der New Economy Blase im Jahr 2000 kam die Expansionsphase zu einem abrupten Ende. Da die Onlinebroker den direkten Handel mit Wertpapieren für Privatanleger erst ermöglicht und populär gemacht hatten, kann ihnen auch ein Beitrag an den Überbewertungen von insb. jungen Technologieunternehmen zugeschrieben werden.
    Nach dem Platzen der Blase durchlief der Markt von 2001 bis 2003 eine harte Konsolidierungsphase, in der die Ausschöpfung von Bestandskunden im Vordergrund stand. Diese Phase war auch geprägt durch mehrere Insolvenzen und Fusionen von Onlinebrokern. Insbesondere viele kleinere und noch sehr junge Onlinebroker verschwanden vom Markt oder wurden von größeren Konkurrenten aufgekauft. Einige große deutsche Onlinebroker mussten in dieser Phase ihre defizitären ausländischen Tochtergesellschaften veräußern. Beispielsweise übernahm Ende April 2002 die französische Großbank BNP Paribas den Onlinebroker ConSors und fusionierte diesen mit ihrer französischen Tochter Cortal zum Onlinebroker Cortal Consors. Die DAB verkaufte im Januar 2003 den vier Jahre zuvor gekauften Onlinebroker Self Trade S.A. sowie ihre Tochtergesellschaft in der Schweiz.
    Die positive Wende auf dem Aktienmarkt im Jahr 2003 machte sich auch bei den auf Transaktionshäufigkeit basierenden Geschäftsmodellen der Onlinebroker bemerkbar. Seit dem Jahr 2003 befindet sich der Markt für Onlinebroker in der dritten Phase und verzeichnet bis heute wieder ein relativ konstantes organisches Wachstum. Als Lehre aus dem Dotcom-Crash erweiterten viele Onlinebroker ihre Service- und Produktpalette mit börsenunabhängigen Services, wie z.B. Onlinebanking. Als 2007 in den USA die Hypothekenblase platzte und damit die Finanz- und Wirtschaftskrise im darauffolgenden Jahr mit auslöste, hatte dies in der Breite keinen spürbaren negativen Einfluss auf den Markt für Onlinebroker. Teilweise profitierten Onlinebroker sogar von der Krise, da viele Privatanleger ihr Vermögen in diesen turbulenten Zeiten selbst verwalten wollten und umfangreiche Depotumschichtungen vornahmen.
    Zudem profitierten die Onlinebroker in den 2000er Jahren von einer umfassenden Regulierung der Wertpapierberatung in Deutschland. Um den damit verbundenen Aufwand zu vermeiden und Haftungsrisiken zu minimieren, haben die klassischen Filialbanken das Wertpapiergeschäft ihrer Kunden zusehends auf ihre Onlinebroker verlagert. Die Kunden verzichteten dabei auf Beratungsleistungen und konnten von  Kosteneinsparungen profitieren. Gleichwohl bieten einige etablierte Onlinebroker eine persönliche Anlageberatung in ausgewählten Beratungsstandorten in Großstädten, über das Telefon, oder durch die Vermittlung von unabhängigen Vermögensberatern an.

    5. Aktuelle Entwicklungen: Das Angebot der Onlinebroker in Deutschland unterscheidet sich hauptsächlich darin, welche Art von Wertpapieren und wie viele Wertpapiere an welchen nationalen und internationalen Handelsplätzen zum Handel freigegeben sind.  Zudem unterscheiden sich teils deutlich die angebotenen Tarifstrukturen und in welchem Umfang zusätzliche Informationsleistungen angeboten werden. Der Markt für Onlinebroker weist dadurch eine sehr starke Differenzierung und einen hohen Reifegrad auf. Gleichwohl können innerhalb der Gruppe der Onlinebroker drei unterschiedliche Haupttypen bzw. Geschäftsmodellmuster identifiziert werden.
    a) Traditioneller Onlinebroker: Dieser bietet vor allem Wertpapierdienstleistungen und nur in sehr begrenztem Umfang allgemeine Bankdienstleistungen (bspw. Girokonto) an. Beispiele: SBroker, maxblue.
    b) Onlinebroker mit Hauptbankanspruch: Dieser bietet neben Wertpapierdienstleistungen auch alle gängigen Bankdienstleistungen an, verbunden mit dem Ziel, für den Kunden zur Hauptbankverbindung zu werden. Beispiele: DAB, comdirect.
    c) Spezialbroker: Dieser bietet vor allem Wertpapierdienstleistungen an und richtet diese an der Zielgruppe der besonders aktiven Trader, sogenannter Heavytrader, aus. Beispiele: Sino, ViTrade.
    Viele Onlinebroker erweitern ihr Angebot um Dienstleistungen zur Portfoliooptimierung. Dazu werden den Kunden gezielt Vorschläge, passend zu ihrem Risikoprofil, unterbreitet. Gegen eine Gebühr können diese Depots laufend überwacht und sogar automatisch angepasst werden. Diese Vorschläge und Anpassungen basieren auf algorithmischen Finanzentscheidungen und werden Robo-Advisory genannt. Robo-Advisor wurden in Deutschland erstmals durch FinTech-Unternehmen wie Cashboard (mittlerweile insolvent) angeboten. In diese auf die Kunden abgestimmten Portfolios werden neben Aktien, Anleihen, Tagesgeldern z.T. auch Immobilien oder Derivate einbezogen, um Risiken zu minimieren und Ertragschancen zu eröffnen. Insbesondere in Zeiten geringer Zinsen und vermeintlich hoher Aktienkurse wird diesen intelligenten und risikominimierenden Anlagestrategien der Robo-Advisor ein großes Wachstumspotenzial nachgesagt.

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