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Revision von Nachhaltigkeitsfonds vom 26.03.2020 - 17:04

Nachhaltigkeitsfonds

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Ethik-Fonds, Öko-Fonds; ein Investmentfonds, dessen Anlagestrategie nicht nur auf das Erzielen einer finanziellen Rendite ausgerichtet ist, sondern sich auch an Aspekten der – aus sozial- und/oder umweltbezogener Sicht – nachhaltigen Entwicklung orientiert und zu diesem Zweck zumeist explizite Nachhaltigkeitskriterien bei der Investitionsentscheidung berücksichtigt

    1. Typen: Mittlerweile gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Typen von Nachhaltigkeitsfonds, darunter offene und geschlossene Fonds, Aktienfonds, Rentenfonds, Mischfonds, Indexfonds und Themenfonds.

    2. Anbieter: Nachhaltigkeitsfonds werden sowohl von (hierauf spezialisierten) Fondsgesellschaften als auch von Banken entwickelt und vertrieben.

    3. Ansätze: Die von Nachhaltigkeitsfonds verwendeten Ansätze zur Auswahl geeigneter Anlagemöglichkeiten variieren stark (siehe auch: Socially Responsible Investment (SRI)). Die Analyse berücksichtigt grundsätzlich wirtschaftliche Kriterien zumeist in Kombination mit sozialen und/oder umweltbezogenen Nachhaltigkeitskriterien. Verschiedene Anbieter von Nachhaltigkeitsfonds führen die entsprechenden Nachhaltigkeitsratings selbst durch. Die Mehrzahl greift jedoch auf externe Rating- bzw. Research-Agenturen zurück und/oder nutzt Nachhaltigkeitsindices. Unabhängig davon unterscheiden sich einzelne Nachhaltigkeitsfonds deutlich in der Breite und/oder Tiefe der zugrunde liegenden Nachhaltigkeitskriterien. Während sich manche Fonds mit der Anwendung einiger weniger Kriterien begnügen, greifen andere auf mehrere Hundert Nachhaltigkeitsmerkmale zurück. Zudem variiert der Typ der benutzten Kriterien. Das meistverwendete Prinzip ist das der sog. Negativkriterien, das zum Ausschluss von Investments in Branchen, Unternehmen oder Ländern führt, die als einer – sozial und/oder umweltbezogen – nachhaltigen Entwicklung abträglich eingestuft werden (z.B. wegen ihres Engagements in Alkohol, Atomkraft oder Rüstung). V.a. bei religiös motivierten Fonds (z.B. islamischen Fonds) wird diese Methode ausschließlich verwendet.
    Ein weiterer wichtiger Ansatz v.a. in Bezug auf institutionelle Großanleger besteht im Shareholder Aktivismus bzw. dem Engagement, bei dem die Investoren oder ihre Mittelsmänner versuchen, auf das Management von Unternehmen, in die sie Investitionen getätigt haben, aktiv Einfluss zu nehmen. Neben wirtschaftlichen Aspekten spielen hier auch Fragen der Unternehmensverantwortung für eine – sozial und/oder umweltbezogen – nachhaltige Entwicklung eine zunehmend wichtige Rolle.
    Werden bei Nachhaltigkeits-Fonds nur Negativkriterien und/oder Shareholder Aktivismus eingesetzt, ist dies tendenziell dem Bereich Socially Responsible Investment (SRI) zuzuordnen.
    Zunehmende Verbreitung finden aber auch Positivkriterien zur Förderung bestimmter Sektoren, Unternehmen oder Länder, die als einer – sozial und/oder umweltbezogen – nachhaltigen Entwicklung zuträglich eingestuft werden (z.B. wegen ihres Engagements im Bereich Mikrofinanz, regenerativer Energie oder Trinkwasserreinigung). Diese Form von Nachhaltigkeitsfonds ist verbreitet bei Themenfonds, die sich auf eine oder wenige Sektoren/Branchen (z.B. die Solarindustrie) fokussieren, und ist insgesamt eher dem Bereich Impact Investing zuzuordnen.
    Schließlich spielen für die Zusammensetzung von Nachhaltigkeitsfonds auch noch sog. „Best-in-Class“- bzw. „Best-of-Class“-Ansätze eine wichtige Rolle, bei denen nur in die – entsprechend der verwendeten Kriterien – besten Unternehmen jeder Branche bzw. des Investmentuniversums investiert werden darf.

    4. Markt: Der Markt für Nachhaltigkeitsfonds wächst wie der gesamte Markt für Socially Responsible Investment und Impact Investing sehr dynamisch und die überwiegende Mehrzahl der Experten geht davon aus, dass dieser Trend anhält. Dafür sprechen nach Einschätzung des European Sustainable Investment Forum (Eurosif) eine Reihe von Faktoren, wie der Druck von außen (NGOs, Medien, Gewerkschaften), die Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, der Bilanzierungsgrundsatz der „Wesentlichkeit/Erheblichkeit, internationale Initiativen (z.B. United Nations Principles for Responsible Investment [UN PRI]) sowie die Nachfrage nicht mehr nur institutioneller Investoren, sondern auch von Privatinvestoren.

    5. Diskussion: Nachhaltigkeitsfonds sind Gegenstand verschiedener Diskussionen, die sich v.a. um Fragen der Transparenz und Performance drehen.
    Die dargestellte Vielfalt der Ansätze von Nachhaltigkeitsfonds resultiert in einer zunehmenden Vielfalt der Qualität dieser Fonds mit Blick auf die tatsächliche Nachhaltigkeit der Anlageprodukte. Entsprechend schwierig ist ihre Beurteilung durch die Kunden. In Antwort hierauf entwickelte Eurosif das seit 2008 existierende Transparenzlogo sowie den Europäischen Transparenz Kodex für Nachhaltigkeitsfonds. Das Transparenzlogo  wird an die Unterzeichner des Europäischen Transparenz Kodex verliehen und soll Anlegern die Möglichkeit geben, schnell und sicher festzustellen, ob und wo sie ausführliche Informationen über die nachhaltige Anlagestrategie eines Investmentprodukts finden. Vorgaben bzgl. einzuhaltender ethischer Standards oder bzgl. der Portfoliozusammensetzung werden jedoch nicht gemacht.
    Mit Blick auf die Performance von Nachhaltigkeitsfonds gibt es verschiedene Studien, von denen einige eine etwas schlechtere Performance von Nachhaltigkeitsfonds gegenüber konventionellen Investmentfonds andeuten. Die Mehrheit dieser Studien sagt hingegen aus, dass die Rendite- und Risikosituationen von Nachhaltigkeitsfonds – trotz des mit ihnen verbundenen Mehraufwands sowie des eingeschränkten Anlageuniversums – grundsätzlich mit denen konventioneller Anlagen zu vergleichen, in manchen Fällen sogar besser sind.
    Systematische Studien zur Performance von Nachhaltigkeitsfonds mit Blick auf ihren angestrebten positiven (oder zumindest nicht negativen) Beitrag zu einer – sozial und ökologisch – nachhaltigen Entwicklung liegen jedoch noch nicht in nennenswertem Umfang vor (Impact Assessment).

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