Direkt zum Inhalt

Liquiditätsrisiko

Geprüftes Wissen

GEPRÜFTES WISSEN
Über 100 Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Mehr als 8.000 Stichwörter kostenlos Online.
Das Original: Gabler Banklexikon

zuletzt besuchte Definitionen...

    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    1. Begriff: Gefahr negativer Abweichungen zwischen den tatsächlichen Ein- und Auszahlungen und den erwarteten Ein- und Auszahlungen. Zu jedem Zeitpunkt muss gelten: Kassenbestand + Einzahlungen ≥ Auszahlungen. Da Kreditinstitute in größerem Umfang Fristentransformation betreiben, kommt den unterschiedlichen Kapitalbindungsfristen auf der Aktiv- und Passivseite eine erhebliche Bedeutung für das Liquiditätsrisiko zu.

    2. Formen:
    a) Refinanzierungsrisiken: Anschlussrefinanzierungsrisiken aus einer positiven Fristentransformation (Kapitalbindungsfristen auf der Aktivseite größer als auf der Passivseite, d.h. die Rückzahlungstermine für Verbindlichkeiten liegen vor den entsprechenden Terminen der Forderungen).
    b) Terminrisiken: ergeben sich in erster Linie durch Verzögerungen bzw. den Ausfall von Zins- und Tilgungszahlungen im Aktivgeschäft, die durch kurzfristige Mittelaufnahmen gedeckt werden müssen.
    c) Abrufrisiken: Abrufrisiken ergeben sich im Aktivgeschäft v.a. durch eine unerwartete Inanspruchnahme von offenen Kreditzusagen bzw. im Passivgeschäft durch einen unerwarteten Abzug von z.B. Großeinlagen.
    d) Aktivische und passivische Liquiditätsrisiken: Je nachdem, ob sie durch die Aktiv- oder Passivseite determiniert werden, kann zwischen aktivischen und passivischen Liquiditätsrisiken unterschieden werden. Während die aktivischen Liquiditätsrisiken die Terminrisiken und die unerwarteten Inanspruchnahmen von Kreditzusagen beinhalten, werden das Refinanzierungsrisiko und der unerwartete Abzug von Einlagen unter den passivischen Liquiditätsrisiken zusammengefasst.

    3. Messung: Für das Management des Liquiditätsrisikos wird ein erwartetes, zukünftiges Liquiditätsprofil in Gestalt von Liquiditätsablaufbilanzen erzeugt, welches die gesamten kontrahierten Ein- und Auszahlungen aggregiert und in Form von Gap-Analysen Unter- und Überdeckungen aufzeigt. Daneben sind Kreditinstitute verpflichtet, die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Liquidität einzuhalten, die seit dem 1. Januar 2014 in der CRR (Capital Requirements Regulation) in den Art. 411 ff. geregelt sind. Zu nennen sind insbesondere die kürzerfristig orientierte Liquidity Coverage Ratio (LCR) und die längerfristige strukturelle Net Stable Funding Ratio (NSFR). Neben den aufsichtsrechtlichen Bedingungen liegt der Schwerpunkt einer Treasury im Rahmen des Marktliquiditätsrisikos insbesondere auf der Liquidierbarkeit von Aktiva, da hierin eine Hauptrisikokomponente für eine Bank besteht.

    Vgl. auch Liquidität, Liquiditätsmanagement, Liquiditätsreserven der Kreditinstitute.

    GEPRÜFTES WISSEN
    Über 100 Experten aus Wissenschaft und Praxis.
    Mehr als 8.000 Stichwörter kostenlos Online.
    Das Original: Gabler Banklexikon

    zuletzt besuchte Definitionen...

      Literaturhinweise SpringerProfessional.de

      Bücher auf springer.com