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Revision von Finanzbildung vom 25.10.2018 - 12:56

Finanzbildung

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    (Vermittlung von) Fähigkeiten und Kenntnisse(n), die es einem Individuum ermöglichen, eine seinen Zielen entsprechende bewusste und zweckmäßige Entscheidung in praktischen Finanzangelegenheiten zu treffen.

    1. Inhalte: Finanzbildung kann verschiedene Themen behandeln, z.B. Einkommen, Ausgaben, Schulden, Sparen, Investieren und Risikovorsorge. Dabei umfasst Finanzbildung neben faktischen Kenntnissen (z.B. über Prinzipien, Produkte und Institutionen) und Grundkenntnissen der Mathematik auch verschiedene fachliche, soziale und personelle Kompetenzen. Dazu gehören u.a. die Fähigkeit und Bereitschaft, konkrete Probleme zu lösen sowie eigenes Handeln/Wollen kritisch zu hinterfragen, aber auch Disziplin (Selbstkontrolle) bei finanziellen Entscheidungen.

    2. Relevanz: Finanzbildung ist von zunehmender Bedeutung für alle Akteure in den meisten Wirtschaftssystemen, also bspw. für Konsumenten, Anleger, Kreditnehmer, Versicherungsnehmer, Immobilienbesitzer, Unternehmer und Angestellte. Dies begründet sich v.a. mit der in vielen Ländern beobachtbaren Tendenz zur Finanzialisierung und zur Verlagerung der Vor- und Fürsorge von der öffentlichen in die private Hand sowie mit der zunehmenden Vielfalt und Komplexität verfügbarer Finanzprodukte, die u.a. mit der Gefahr unlauterer Geschäftspraktiken einhergeht. Entsprechend kann sich eine verbesserte Finanzbildung (z.B. über eine Verbesserung der Sparquote und Vorsorgeplanung oder über einen Rückgang privater Verschuldung und finanzieller Betrugsdelikte) sowohl individuell als auch gesellschaftlich und damit auch gesamtwirtschaftlich positiv auswirken. Dies gilt in allen Ländern, aber insbesondere in solchen mit schwach entwickelten Bildungs- und Sozialsystemen. Entsprechend kommt Finanzbildung zunehmend auch als wichtige Begleitmaßnahme im Bereich Mikrofinanz und anderer Programme von Inclusive Finance zum Tragen.

    3. Initiatoren: Finanzbildung wird heute von unterschiedlichen Organisationen initiiert und/oder getragen, darunter v.a. von gemeinnützigen Initiativen, Banken/-verbänden sowie mit Bildungsfragen befassten Institutionen. Wichtige und öffentlichkeitswirksame Impulse gingen u.a. von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aus. Sie startete verschiedene zwischenstaatliche Projekte, um Finanzbildung durch gemeinsame Kompetenz-Standards und Prinzipien zu fördern (z.B. in 2008 das „International Gateway for Financial Education“ sowie das „International Network on Financial Education [INFE]“). Dem INFE gehören über 240 öffentliche Einrichtungen aus über 110 Länder an, darunter zahlreiche Finanz- und Bildungsministerien, Notenbanken, Finanzaufsichts- und Konsumentenschutzbehörden.

    4. Diskussion: Während Übereinstimmung bzgl. der generellen Wichtigkeit von Finanzbildung herrscht, wird der tatsächliche Erfolg verschiedener Maßnahmen diskutiert. Zwar gibt es einige empirische Evidenz dafür, dass Finanzbildung spezifische Kompetenzen stärken und konkrete Verhaltensweisen beeinflussen kann. Ein zentrales Problem der diesbezüglichen Wirkungsforschung (Impact Assessment) besteht aber darin, dass sich kompetentes Verhalten in Finanzangelegenheiten nur schwer mit standardisierten Verfahren erfassen bzw. messen lässt, da die Sinnhaftigkeit einer finanziellen Entscheidung auch von individuellen Merkmalen (wie z.B. der Einstellung gegenüber dem Risiko) und der konkreten Situation einer Person abhängt, die es bei der Bewertung der Kompetenz zu berücksichtigen gilt.

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